Das Thema Elektromobilität sorgt immer wieder für Diskussionen – und das nicht nur auf der Straße. Seit 2019 fahre ich ein Elektroauto und habe in den vergangenen sechs Jahren viele, teils hitzige Gespräche darüber geführt. Inzwischen ist die Aufregung zwar etwas abgeflaut, aber das Thema bleibt spannend und polarisiert weiterhin.
Ich selbst sehe das Ganze pragmatisch: Neben meinem Stromer fahre ich auch Motorrad (BMW R1200R) und besitze einen fast 30 Jahre alten Mercedes SLK. Allerdings komme ich mit diesen Verbrennern im Jahr auf keine 1.000 Kilometer. Im Alltag bin ich mit dem Elektroauto deutlich günstiger unterwegs – in den Niederlanden verbrauche ich etwa 13 kWh auf 100 Kilometer, was bei rund 30 Cent pro kWh etwa 4 Euro pro 100 Kilometer entspricht. Das liegt auch an der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 km/h und den günstigen Strompreisen an den Superchargern in den Niederlanden. In Deutschland sind es etwa 2 Euro mehr pro 100 Kilometer.
Diese Kostenersparnis war allerdings nicht der Grund, warum ich über einen Elektroantrieb für mein Boot nachgedacht habe. Mein Stahlboot ist ein klassischer Verdränger und benötigt etwa 2 bis 3 Liter Diesel pro Stunde. Selbst bei 100 Betriebsstunden pro Saison sind das rund 200 bis 300 Liter, also etwa 500 Euro im Jahr. Die Investition in einen Elektro-Motor rechnet sich rein finanziell erst nach sehr vielen Jahren – das war für mich also kein ausschlaggebendes Argument.
Was mich jedoch wirklich gestört hat, war der Lärm und die Vibrationen des Dieselmotors. Gerade beim Warten vor Schleusen oder Brücken, wenn man das Boot mit häufigem Vor- und Zurückschalten auf Position halten muss, wird der Diesel zur Geduldsprobe – von entspannter Unterhaltung an Bord ganz zu schweigen. Mit einem Elektromotor gehören diese Einschränkungen der Vergangenheit an: Der Motor läuft nahezu geräuschlos, nur der Propeller ist bei höherer Geschwindigkeit zu hören. Das Umschalten zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang funktioniert ohne Verzögerung und ohne Getriebegeräusche. Für mich ist das ein echter Gewinn an Komfort.
Natürlich sollte man sich nichts vormachen: Die Umrüstung auf Elektro ist eine Investition in seine eigenen Wertvorstellungen und nicht immer wirtschaftlich sinnvoll. Aber die Rahmenbedingungen ändern sich. Ab dem 1. April 2025 dürfen in Amsterdam im Zentrum und auf den Grachten nur noch Freizeitschiffe mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb fahren. Es ist absehbar, dass weitere Regionen nachziehen werden. In Bayern und in Österreich ist nahezu kein See mehr mit Verbrennern befahrbar.
Die Diskussionen rund um Elektromobilität werden sicherlich weitergehen – auf der Straße wie auf dem Wasser. Für mich persönlich überwiegen die Vorteile beim Fahren mit Elektroantrieb, auch wenn die Entscheidung nicht auf Zahlen basiert.
Ich beschäftige mich jedenfalls ernsthaft mit diesem Gedanken bereits mit Kauf des Bootes im Winter 2022.
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